http://sommerakademie.zpk.org/de/fruehere-akademien/2013/speakers/penny-siopis/kurzfilme.html
Penny Siopis, My Lovely Day, 1997. (21 min 15 sec)
Penny Siopis, Obscure White Messenger, 2010. (15 min 7 sec)
Penny Siopis, The Master is Drowning, 2012. (10 min 25 sec)
Penny Siopis, Communion, 2011. (5 min 30 sec)

This is a True Story
Vier Kurzfilme von Penny Siopis
1997-2012

My Lovely Day vereint Sequenzen aus 8mm Videos, die die Mutter der Künstlerin Ende der 1950er und 1960er Jahren in Südafrika aufgenommen hat, zu einer Geschichte über Vertreibung und Migration. Parallel erzählt Siopis' Großmutter von Ihren Reisen nach Griechenland, England und Südafrika in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Dieses Zusammenspiel wirft einerseits den Blick auf die Apartheid, andererseits auf die Globalisierung und das Exil. Die traditionelle griechische Musik stammt, wie die Videosequenzen, von einer 1955 entstandenen 78 RPM Aufnahme, auf welcher Siopi's Mutter "My Lovely Day“ singt. Die unterschiedliche Qualität der Found Footage dramatisiert das Wesen des Films als Artefakt und bezieht sich auf den fragmentarischen Charakter des Gedächtnisses.

Obscure White Messenger nutzt Found Footage-Filme, um die Geschichte von Dimitrios Tsafendas zu erzählen, der den südafrikanischen Premierminister und "Architekten der Apartheid", HF Verwoerd, 1966 ermordet hat; der Titel verweist auf Tsafendas in Nelson Mandelas Autobiografie: „Long Walk to Freedom“.
Was trieb Tsafendas an, diese Tat zu begehen? In Ihrem Video geht Siopis dieser Frage nach und erforscht die Vermischung von Wahnsinn mit politischen Motiven. Sie stellt die Frage, was es bedeutet in einer Welt zu leben, in der eine spezifische Staatsangehörigkeit den MigrantenInnen ihr Mensch sein begründet und legitimiert.

In The Master is Drowning kombiniert die Künstlerin historische Aufnahmen aus Nachrichtensendungen mit privaten Videos. Durch diese Vermischung von privaten sowie öffentlichen Filmsequenzen, erzeugt Sie eine Geschichte, die sowohl fiktiv als auch 'real' ist. Dabei entfaltet sich die Erzählung chronologisch und hat ihren Höhepunkt im versuchten Attentat auf den südafrikanischen Ministerpräsidenten HF Verwoerd durch den liberalen weissen Unternehmer und Landwirt David Beresford Pratt am Vorabend der Einweihung der „Apartheid South African Republic“, 1960. An der alljährlichen Landwirtschaftsausstellung in Johannesburg schoss Pratt Verwoerd mehrere Male ins Gesicht. Dieser überlebt wie aus Wunder. Beim anschliessenden Gerichtsprozess wurde Pratt, der an Epilepsie leidet, als unzurechnungsfähig erklärt. Das im Video Gesprochene stammt vollständig von Pratt selbst und wurde aus verschiedenen Quellen zusammen getragen.

Communion ist die Geschichte einer irischen Nonne, Schwester Aidan, die unter dem Namen Elsie Quinlan als Ärztin praktizierte. Sie wurde während der Defiance Campaign 1952 von einer wütenden Menge ermordet, die in der Provinz Eastern Cape gegen Apartheid-Gesetze protestierte. Viele der Menschen kannten und liebten Schwester Aidan, jedoch war sie zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort gewesen.
In Zeitungsberichten und Artikeln wurden Fragen nach der gemeinsam verursachten Schuld aufgeworfen – hatte die Menge den Mord begangen? Weil Teile ihres Körpers fehlten, konnten auch Pathologen nicht feststellen, wie sie gestorben war.
In Communion situiert Siopis Schwester Aidan's "Stimme" (gelesen als Untertitel) in die erste Person: aus dem Grab heraus erzählt sie über ihren eigenen Tod. Durch die gezielte Wahl von Text und Video – wobei diese keinen Zusammenhang zum Geschehen haben – mutiert diese Zufälligkeit zu einer historischen Tatsache der Geschichte. Begleitet wird das Video von einem afrikanischen Wiegenlied.

Handout Penny Siopis_Film Screening